Du quatschst zuviel und denkst zu wenig!

Schüler erleben ein Theaterprojekt gegen rechte Gewalt (s. auch Bericht im Trierischen Volksfreund)

Krampf „rechtsradikal- schick sie weg!“ ist der Titel des Stückes, das im Rahmen des Präventionsprogramms Schüler gegen Rassismus und Diskriminierung von Minderheiten sensibilisieren soll.
„Hallo Leute, habt ihr nen Moment Zeit, es geht um euch, um eure Zukunft – Schule, Ausbildung, Job. Aber kriegt ihr auch alle einen Ausbildungsplatz? Jeder von euch weiß, je mehr Leute sich bewerben, umso schwieriger wird es. Und wenn dann noch alle anderen kommen, ihr wisst schon, wen ich meine…“ So beginnt das Stück „Krampf  rechtsradikal- schick sie weg!“ der theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück, das die gesamte siebte Klassenstufe der IGS Morbach in der Festhalle zu sehen bekam. Möglich wurde diese Aktion durch die Unterstützung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur in Kooperation mit der „Leitstelle Kriminalprävention“. Von den Schulen, die sich beworben haben, erhielten zehn Schulen eine Zusage. Gernot Stiwitz vom Referat Demokratieerziehung, Gewalt- und Rechtsextremismusprävention schreibt dazu:
„In einer Zeit, in der die Zeit des Nationalsozialismus für Schülerinnen und Schüler in einer fernen Vergangenheit liegt und die Demokratie und ihre Errungenschaften womöglich als selbstverständlich erachtet werden, ist dieses Theaterstück in seiner sehr jugendgemäßen Aufmachung gut geeignet, Jugendliche anzusprechen und sie für die Gefahren des Rechtsextremismus zu sensibilisieren.“

Im Stück geht es um Adolfo, der immer stottert, wenn er aufgeregt ist und keine Freunde hat, bis er nach einer Anwerbung durch die Kameraden, Anschluss an eine Gruppe findet. Außerdem lernt er Alissa kennen und dass ihr Name übersetzt Engel heißt, gefällt ihm und passt gar nicht dazu, dass seine neuen Freunde sie „Türkenbraut“ nennen. Was passiert wohl, wenn sie auch herausfinden, dass sein Vater aus Italien kommt? Das Stück erzählt von Adolfos Weg in die rechte Szene, von seinen Zweifeln und dem Moment, als alles über ihm zusammenbricht.

Zwischen den beiden Spielsequenzen setzte sich je ein Schauspieler mit einer Klasse zusammen und klärte aufgeworfene Fragen und Inhalte. Schwierig wurde die Aufgabe, wenn die Schüler genau beschreiben sollten, was einen Deutschen ausmacht. „Wir haben festgestellt, dass dies eigentlich gar nicht zu beantworten ist. Sind die, die in Deutschland geboren sind, andere Deutsche, als die, die später hierher gezogen sind? Was ist mit denen, die hier geboren sind, nicht aber deren Eltern? Was ist mit denen, deren Mutter oder Vater nicht in Deutschland geboren ist, aber schon seit Kindheit hier lebt und arbeitet?“, fasst Michelle zusammen. Kompliziert wird auch die Antwort auf die Frage, wie man erkennt, ob jemand auf der rechten Seite steht. „Man kann einen Nazi nicht an der Kleidung erkennen, sie tragen heute keine Springerstiefel mehr. Die können wie Geschäftsleute aussehen“, erklärt einer der Schauspieler, „die rechte Szene steht nicht mehr am Bühnenrand – sondern in der Mitte der Gesellschaft.“ Alle Schüler fanden es gut, dass sie sich mit dieser Thematik beschäftigt haben und einige waren erstaunt, „dass es Menschen gibt, die finden, dass Hitler nichts Schlimmes gemacht hat und dass es welche gibt, die wollen, dass es wieder so wird wie früher.“

Nachdenken ist erlaubt, Handeln erforderlich!

“Keine Nation ist mehr wert als eine andere. Und niemand hat und hatte je das Recht, Menschen zu diskriminieren. Wenn die Jugendlichen das im Kopf behalten, ist viel erreicht. Unser Ziel aber ist es auch, die Jugendlichen zum Hinschauen zu bewegen, mutig zu machen, dass sie handeln, wenn etwas falsch und ungerecht läuft“, formuliert die theaterpädagogische Werkstatt Osnabrück zu ihrem Stück.