Unterricht und Theater im Bus

Festivalstern Jugendtheater Rheinland-Pfalz an der IGS Morbach

„Der Junge im Bus“ ist ein vielfach ausgezeichnetes Jugendtheaterstück über eine schwierige Mutter-Sohn-Beziehung und die schizophrene Erlebniswelt des Hauptdarstellers R(W)ichard. Er lädt die Zuschauer in seinen Bus ein und nimmt sie dorthin mit, wo er im echten Leben niemals war oder vielleicht doch.

Eine verrückte WeltDie Schüler des Wahlpflichtfaches Darstellendes Spiel/Theater der IGS Morbach warteten gespannt an der Bushaltestelle. Schon beim Einsteigen in den Bus muss man an W(R)ichard vorbei, der ungelenk auf der Haltestange im Eingangsbereich hockt und die Zuschauer seltsam betrachtet. Richard ist verrückt. Das sagt er, schreit es heraus, immer wieder. Einige Zuschauer lachen, anderen ist nicht ganz wohl in ihrer Haut. Dann lässt der Fahrer den lauten Motor des alten Busses an und fährt los. Wichard erklärt während der Fahrt, warum jeder Angst vor ihm hat. Er erzählt bruchstückhaft von den Lehrern, die ihn einsperrten, von der Mutter, gegen die er brutal war und von der Diagnose der Ärzte. Die Stimmung ist beklemmend. Der Bus fährt eine Weile und als er dann im Wald anhält, den Motor ausmacht, kehrt Stille ein und man wartet gespannt, was passiert. Der Knoten löst sich, als Karolien einsteigt, die ganz normal erscheint, die Gäste begrüßt und

mit dem Jungen ins Gespräch kommt. Doch dann ist die Mutter plötzlich da, wütend auf den Jungen, der nun vier Jahre alt ist und sich ganz mit Schokopudding verschmiert hat. Die Beziehung zwischen Mutter und Sohn beherrscht den Bus. Nun sind die Zuschauer ganz vom Spiel eingenommen. Was ist mit dem Vater? Was hat die Mutter mit Richards geliebter Katze“Birne“ Karolien kümmert sich um Wichardgemacht? Antworten gibt es nur teilweise. Immer wieder wechselt Richard zwischen den Welten, sieht entweder seine Mutter oder Karolien und die jungen Zuschauer müssen ihm folgen. Irgendwann ist Richard müde und gibt den Befehl zu fahren. Unterwegs bittet er Schüler, ihm aus seinen Büchern vorzulesen. Zurück am Ausgangsort angekommen, keimt Hoffnung auf. Für Jenny (12) war dies der Satz:“Bald gehe ich aus diesem Bus raus und werde mich Richard nennen.“ Es dauert einige Zeit, bis sich die Zuschauer trauen zu applaudieren. Eigentlich ist niemandem so richtig nach Applaus zumute. Ist das Stück zu Ende oder sind wir noch im Spiel? Am Ende aber hilft das Klatschen den Zuschauern und auch den Spielern wieder zurück in ihre eigene „heile“ Welt.

Den Schauspielern Falk Feldhoff, Solveij Spitzer und Agnieszka Barczyk vom cactus-theater Münster ist es gelungen, die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. So meint Florian (13): „Den Schauspielern, die die Rollen gespielt haben, habe ich die Geschichte abgekauft, so als ob sie wahr wäre.“

Im Fach Darstellendes Spiel/ Theater werden die Schüler nun in der Nachbereitung in die verschiedenen Rollen schlüpfen. Dabei ist es Theaterlehrerin Uschi Moog ein Anliegen, die Jugendlichen auch einmal in die Sichtweise der Mutter einzuführen, um ihre Handlungsweise erklärbarer zu machen und deutlich herauszustellen, dass das Stück ganz allein nur aus der Perspektive des kranken Jungen erzählt wurde.

Ermöglicht wurde diese Unterrichtsaktion mit der finanziellen Unterstützung des Festivalsterns Jugendtheater Rheinland-Pfalz und Marx-Reisen GmbH Morbach, die den passenden Bus zur Verfügung stellte.

Reaktionen der Schüler zu „Der Junge im Bus“Richard mit Mutter

Luke: so toll mit vielen Emotionen gespielt, traurig, dass die Mutter ihn als Richard nicht angenommen hat
Sebastian: traurig mit dem Ende, als die Mutter weggegangen ist
Michelle: auf der Rückfahrt hat eine Mitschülerin Richard aus einem Buch vorgelesen
Dana: fand das Stück, interessant, weil wir es mitgelebt haben
Mara: hätte mir die Mutter noch böser vorgestellt
Anna- Lena: der Junge im Bus war genauso, wie ich ihn mir vorgestellt habe, auch wenn ich am Anfang Angst vor ihm hatte
Leonie: fand die Szene, als Richard mit seinen Schokohänden die Mutter umarmen wollte und sie ihn wegschubste, am traurigsten
Jenny: war gerührt von der Szene am Ende, als Wichard sagte.“Bald gehe ich aus diesem Bus raus und werde mich Richard nennen“. Schön, cool und zugleich auch traurig.
Michaela: hatte Angst, als er plötzlich ganz unerwartet eine Mitschülerin anschrie
Melissa: ich musste lachen, als er mich anschrie
Elise: es war cool
Marie: lustig, als wir die Sonnenbrillen bekamen und er sich bekleckert hat
Zymrije: betroffen, als Richard sagte, ich liebe dich und die Mutter antwortete: Ich lieb dich nicht!“
Dennis: erschreckt, weil Wichrad öfters geschrien hat
Davis: man konnte aus der Sicht eines Verrückten dessen Leben sehen, Ende war offen
Florian: den Schauspielern, die die Rollen gespielt haben, habe ich die Geschichte abgekauft, so als ob sie wahr wäre.
Chantal: es kam alles so echt rüber
Catharina: berührt, wie Mutter und Sohn miteinander umgegangen sind.
Angelina: es gab auch Szenen, wo man lachen musste
Volker: der Bus – Illusion oder nicht? alles drin: Spaß, Dramatik, Spannung